Carsharing in Frankreich
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher verzichten aus Gründen der Nachhaltigkeit bewusst auf ein eigenes Fahrzeug. Wer in einer Großstadt wohnt, ist mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln oft schneller unterwegs. Wenn dennoch einmal ein Auto benötigt wird, kann man sich dank Carsharing eines ausleihen.
Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz fasst alles Wissenswerte zum Carsharing in Frankreich und insbesondere in der deutsch-französischen Grenzregion zusammen.
Was ist Carsharing?
Als Carsharing bezeichnet man ein System, bei dem Autos geteilt, d.h. gemeinschaftlich genutzt, werden. Anders als bei der klassischen Autovermietung stehen die Fahrzeuge rund um die Uhr in Selbstbedienung zur Verfügung. Mietdauer und Zielort können frei bestimmt werden.
Die Fahrzeuge gehören Carsharing-Unternehmen oder auch Kommunen. Um einen Carsharing-Dienst in Anspruch nehmen zu können, muss man sich bei der entsprechenden Plattform des Carsharing-Dienstes registrieren. Die Buchung erfolgt in der Regel über das Internet oder eine App auf dem Smartphone.
In den meisten Fällen wird kein Schlüssel benötigt, um das Fahrzeug zu öffnen. Mit nur einem Klick in der App kann das Fahrzeug geöffnet werden. Der Zündschlüssel ist oft im Handschuhfach hinterlegt.
Der zu zahlende Betrag umfasst in vielen Fällen die folgenden Kosten: Miete, Kraftstoff, Versicherung, Wartung, technische Kontrolle usw. Der Gesamtbetrag hängt von der Nutzungsdauer des Fahrzeugs und den gefahrenen Kilometern ab.
Es gibt vier Hauptarten von Carsharing:
- Das sogenannte "Loop"-Carsharing oder "klassische" Carsharing:
Anmietung und Rückgabe des Fahrzeugs erfolgen an derselben Station. - Carsharing mit "Einwegstrecke":
Die Station, an der das Fahrzeug zurückgegeben wird, ist nicht unbedingt dieselbe wie die Abfahrtsstation. - "Free-floating" Carsharing oder "stationsloses" Carsharing:
Die Fahrzeuge werden im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt, ohne an eine Ladesäule oder Station gebunden zu sein. - Carsharing zwischen Privatpersonen:
Bereitstellung eines Fahrzeugs, das einer Privatperson gehört, manchmal erleichtert durch eine vermittelnde Plattform.
Welche Carsharing-Angebote gibt es in Frankreich?
Noch ist Carsharing in Frankreich weitaus weniger verbreitet als in Deutschland. Ein Anstieg von 10% der Carsharing-Fahrzeuge im Jahr 2022 zeigt jedoch, dass das Angebot weiter ausgebaut wird. Verbesserungspotential gibt es insbesondere in Städten mit weniger als 50.000 Einwohnern, für die es bisher kaum Carsharing-Angebote gibt.
Die Angebote der etwa 27 in Frankreich ansässigen Carsharing-Unternehmen verteilen sich wie folgt:
- 15 Angebote mit Stationen
- 5 Angebote als „free-floating“
- 7 Angebote mit beiden Möglichkeiten
Von den im Jahr 2022 angemeldeten 886.000 Nutzerinnen und Nutzern (4,5 Millionen in Deutschland) haben 323.000 das Carsharing mit den knapp 13.000 Fahrzeugen auch tatsächlich mindestens einmal genutzt.
In den einwohnerstärksten Städten Frankreichs wie Paris und Lyon gibt es die größten Fahrzeugflotten. Doch auch für die Einwohnerinnen und Einwohner von anderen Regionen wird das Angebot immer flächendeckender.
Carsharing in der deutsch-französischen Grenzregion
In der deutsch-französischen Grenzregion ist das Carsharing-Angebot vor allem entlang der baden-württembergischen Grenze gut ausgebaut. Wie man auf der Karte des Vereins der Carsharing-Unternehmen (Association des Acteurs de l’Autopartage) sieht, gibt es in der Nähe zu Rheinland-Pfalz und Saarland nur Angebote in Hagenau und Metz.
In vielen größeren elsässischen Städten sind die Anbieter Getaround und Citiz mit Stationen vertreten. Letzterer ist auch in zahlreichen mittelgroßen Städten angesiedelt und bietet in Straßburg mit der eigenen Free-Floating-Marke auch stationslose Fahrzeuge an.
Diese beiden Carsharing-Anbieter geben ihren Kundinnen und Kunden auch die Möglichkeit, mit den Fahrzeugen über die Grenze nach Deutschland (und viele weitere Länder) zu fahren und dabei immer noch vom Versicherungsschutz gedeckt zu sein. Der unter anderem in Hagenau ansässige Anbieter Mobilize Share hingegen würde im Fall einer Panne oder eines Unfalls in Deutschland der Nutzerin oder dem Nutzer die Rückführungskosten in Rechnung stellen.
Welche Rechte gelten beim Carsharing?
Es gibt nationale Bestimmungen, die für alle Betreiberunternehmen verbindlich sind, aber auch Regelungen, die sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.
Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (CGU auf Französisch) sollten vor Vertragsschluss unbedingt aufmerksam gelesen werden.
Zur Veranschaulichung der Rechte von Carsharing-Nutzerinnen und -Nutzern werden nachstehend die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der drei größten Carsharing-Anbieter in Frankreich vorgestellt.
Citiz | Getaround | Mobilize Share | |
Angebot | Stationen und "free-floating" | Carsharing zwischen Privatpersonen | Stationen mit Rückgabe an der gleichen Station |
Mindestalter | 18 Jahre | 18 Jahre + Aufpreis für unter 25 Jahre | 18 Jahre |
Führerschein | zusätzliche Kosten für Fahranfänger·innen | seit mindestens 2 Jahren, je nach Fahrzeug sogar noch länger | seit mindestens einem Jahr |
Anmeldegebühr | Ja, zwischen 40 € und 50€ je nach lokalem Anbieter ermäßigter Tarif für Studierende und Arbeitssuchende | nein | nein |
Fahrzeug abholen | Entriegelung mit einer Zugangskarte Schlüssel ist im Handschuhfach | Fahrzeug mit Getaround Connect: aufschließen mit Smartphone - Schlüssel ist im Fahrzeug Fahrzeug ohne Getaround Connect: persönliche Schlüsselübergabe | aufschließen mit App: Schlüssel im Handschuhfach |
Fahrzeug- nutzung | Tarif nach Dauer und pro Kilometer | Tarif nach Dauer mit Kilometerpauschale, Benzin nicht inbegriffen | Stunden- oder Tagestarif mit Kilometerpauschale |
Reservierung/ Stornierung | Reservierung bis 5 Minuten vor Abfahrt kostenfreie Stornierung bis 2 Stunden vor Abfahrt | Reservierungs- anfrage kann von Fahrzeughalterin / -halter akzeptiert oder abgelehnt werden Ausnahme: Sofortreservierung | Stornierung bis 15 Minuten vor Beginn möglich Ab 24 Std. vor Beginn Stornogebühren i.H.v. 50% des Mietpreises |
Kraftstoff | Kraftstoff/Strom in der Kilometerpauschale inbegriffen Nutzung der zur Verfügung gestellten Tankkarte oder Einreichung des Kassenbons | Kraftstoff nicht im Mietpreis enthalten | Kraftstoff im Mietpreis inbegriffen Tankkarte im Fahrzeug Strom nicht inbegriffen außer an bestimmten Ladestationen |
Fahrzeug- rückgabe | Tank zu einem Viertel gefüllt | Gleiche Kraftstoffmenge wie vor Abfahrt | Tank zu einem Viertel gefüllt |
im Ausland fahren | AGB enthalten eine Liste mit Ländern, für die es keiner vorherigen Genehmigung bedarf. Für die anderen Länder ist eine Genehmigung notwendig. | Nur bestimmte Länder: Andorra, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Vereinigtes Königreich | Abhängig von der Fahrzeug- versicherung |
weitere Fahrerinnen | Ja, wenn bei der Anmeldung angegeben | Ja, mit einem Getaround-Konto | Ja, bei einer Anmeldung auf der Internetseite |
Selbst- beteiligung* | 700€ oder 1.000€ je nach Fahrzeugkategorie | 900€ bis 1.700€ je nach Fahrzeugkategorie | 700€ bis 1.500€ je nach Fahrzeugmodell |
Internetseite | Citiz : Réseau d'autopartage en France | Location Voiture et Autopartage - Getaround | Mobilize Share |
AGB | 2023-01-cgl-reseau-citiz.pdf | 20230421_TOS_FR (gumlet.io) | CONDITONS GENERALES MOBILIZE SHARE -2022 07 06 avec annexe 1.pdf - Google Drive |
FAQ | Réseau Citiz : Foire aux Questions | Comment pouvons-nous vous aider ? - Getaround | Mobilize Share | Location de voitures | Voitures libre service |
*unter bestimmten Voraussetzungen (Abo, Fahranfänger·in…)
FAQ zum Thema Carsharing
Grundsätzlich muss man mindestens 18 Jahre alt sein und einen gültigen Führerschein besitzen. Einige Anbieter erlauben die Anmietung nur, wenn man den Führerschein bereits mindestens ein Jahr hat, während andere für Fahranfängerinnen und Fahranfängern eine zusätzliche Gebühr berechnen.
Ja, für „Loop“-Carsharing-Fahrzeuge: Je nach Anbieter ist die Reservierung noch bis zu 15 Minuten vor der Nutzung möglich.
In der Regel muss die Dauer der Fahrzeugnutzung im Voraus angegeben werden. Je nach Anbieter kann die Reservierung während der Nutzung verlängert werden. Bei Verspätungen werden zusätzliche Gebühren fällig.
Die Kosten für das Carsharing setzen sich in den meisten Fällen aus Anmeldegebühr, Mietkosten und gegebenenfalls zusätzliche Kosten zusammen.
Möchte man ein Carsharing-Fahrzeug anmieten, muss man sich zunächst einmal bei einem Carsharing-Anbieter registrieren. Manche Anbieter erheben hierfür eine Anmeldegebühr.
Die Mietkosten eines Carsharing-Fahrzeugs hängen in der Regel von der Dauer und der Kilometeranzahl ab. In den Tarifen sind normalerweise Kraftstoff, Wartung, Versicherung, Pannenhilfe und gegebenenfalls Parkgebühren enthalten. Diese Punkte sollten jedoch unbedingt im Vorfeld geklärt werden.
In bestimmten Situationen können zusätzliche Kosten anfallen:
- bei verspäteter Rückgabe des Fahrzeugs,
- wenn das Fahrzeug in einem nicht einwandfreien Zustand zurückgegeben wird,
- wenn das Fahrzeug vor der Rückgabe nicht vollgetankt wurde usw.
Daher ist es wichtig, die eventuellen zusätzlichen Kosten vor der Anmietung zu überprüfen.
In der Regel ist der Kraftstoff im Endpreis enthalten. Meistens gibt es im Fahrzeug eine Tankkarte, mit der getankt werden kann, ohne die Kosten vorstrecken zu müssen. Bei einigen Anbietern ist es möglich bzw. notwendig, auf eigene Kosten zu tanken und zur Rückerstattung die Rechnung einzureichen.
Einige Anbieter sehen die Möglichkeit vor, ein Monatsabonnement abzuschließen, um die Kosten für die Anmietung des Fahrzeugs zu senken.
Gut zu wissen: Es ist möglich, dass für die Buchung eines Fahrzeugs eine Kaution verlangt wird. In diesem Fall wird die Kaution nach Ablauf der Mietdauer automatisch erstattet, wenn es keine Zwischenfälle mit dem Fahrzeug gab.
Abgesehen vom Carsharing zwischen Privatpersonen kann das Fahrzeug selbstständig entgegengenommen werden. Mit einer Karte, einem Schlüssel in einem gesicherten Schlüsselkasten in der Nähe oder mit der App des Anbieters wird das Fahrzeug entriegelt. Der Zündschlüssel befindet sich üblicherweise im Handschuhfach.
Der genaue Standort des reservierten Fahrzeugs wird in fast allen Fällen in der App des Anbieters angezeigt.
Das hängt vom Carsharing-Anbieter ab. Sie sollten die allgemeinen Geschäftsbedingungen unbedingt dahingehend prüfen. Die verschiedenen Möglichkeiten sind:
- Der Anbieter erlaubt Fahrten ins Ausland für bestimmte Länder, die in einer Liste aufgeführt sind.
- Der Anbieter erlaubt Fahrten ins Ausland nach einer vorherigen Genehmigung.
- Der Anbieter erlaubt keine Auslandsfahrten (z.B. ShareNow, Free2Move).
Die Versicherung des Fahrzeugs ist im Mietpreis inbegriffen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich bei einer Panne oder einem Unfall mit dem Fahrzeug immer an den Carsharing-Anbieter wenden. Wie bei jedem Unfall muss ein Unfallbericht ausgefüllt werden.
Worauf dabei zu achten ist, erklären wir in unserem Artikel zum Thema Unfall in Frankreich.
Grundsätzlich übernimmt der Anbieter im Falle eines Unfalls die Kosten. Es gibt jedoch immer eine Selbstbeteiligung, die Sie zu tragen haben. Diese hängt in der Regel vom Modell des gemieteten Fahrzeugs ab und wird in den allgemeinen Geschäftsbedingungen angegeben. Viele Anbieter senken die Selbstbeteiligung bei Abschluss eines Abonnements.
Wenn Sie das Fahrzeug entgegennehmen, müssen Sie Angaben zum Zustand des Fahrzeugs machen. Eine sorgfältige Kontrolle des Fahrzeugs und genaue Angaben zum Zustand sind sehr wichtig, um zu vermeiden, dass Sie für bereits bestehende Mängel verantwortlich gemacht werden. Daher sollten auch kleinste Mängel und fehlende Sauberkeit gemeldet werden.
Wenn der Carsharing-Anbieter einen Bußgeldbescheid erhält, wird er Ihnen diesen weiterleiten. Einige Anbieter berechnen eine Bearbeitungsgebühr, die Sie zusätzlich zum Bußgeld zahlen müssen.
Wenn Sie etwas im Fahrzeug vergessen haben, können Sie sich an den Kundenservice des Carsharing-Anbieters wenden.
Manche Anbieter verbieten die Mitnahme eines Haustiers grundsätzlich. Andere erlauben die Mitnahme, wenn das Tier in einer Transportbox untergebracht ist.
Wenn Sie das Fahrzeug innerhalb einer Umweltzone in Empfang nehmen, können Sie davon ausgehen, dass es bereits über eine Crit’Air-Umweltplakette verfügt.
Falls Sie das Fahrzeug außerhalb einer Umweltzone anmieten und damit in eine Umweltzone fahren möchten, sollten Sie sich beim Anbieter erkundigen, ob das Fahrzeug über eine Umweltplakette verfügt.
Werden Sie als Fahrerin oder Fahrer ohne Umweltplakette in einer Umweltzone kontrolliert, müssen Sie das Bußgeld selbst zahlen.