Nachhaltige Initiativen für Verbraucher in der deutsch-französischen Grenzregion

Frankreich verlängert die gesetzliche Gewährleistung um sechs Monate, wenn der Verbraucher den Händler um Reparatur einer gekauften Ware bittet. Entscheidet der Händler sich jedoch für den Austausch der Ware, obwohl der Verbraucher eine Reparatur möchte, wird die gesetzliche Gewährleistung sogar um zwei Jahre verlängert.

Nicht nur solche neuen Gesetzgebungen tragen zu mehr Nachhaltigkeit bei, sondern auch die zahlreichen lokalen Initiativen, von denen es in der deutsch-französischen Grenzregion sehr viele gibt. Das ZEV stellt einige der französischen Projekte vor.

Kleidung spenden und gebraucht kaufen

Wer kennt das nicht: Man öffnet den Kleiderschrank, um die Fundstücke der letzten Shoppingtour aufzuräumen und findet keinen Platz. Aus diesem Grund ist das regelmäßige Ausmisten für viele schon zur Routine geworden. Doch wohin mit den alten Kleidungsstücken?

Der elsässische Verein vetis sammelt beispielsweise jedes Jahr 600 Tonnen Textilien und hat dafür 80 Container in Straßburg, Hoerdt und Weyersheim aufgestellt. Die Kleidungsstücke werden sortiert und falls erforderlich ausgebessert. Anschließend werden diese Kleidungsstücke von vetis in dessen fünf Second-Hand-Läden im Großraum Straßburg und Bischwiller zu günstigen Preisen verkauft.

Somit ist der Kreislauf auch wieder geschlossen und Liebhaber von Secondhand-Kleidung können nach dem Ausmisten des Kleiderschranks gleich wieder nachhaltig shoppen gehen.

Zweite Chance für Elektrogeräte

Nicht nur Kleidung, sondern auch Elektrogeräte werden häufig weggeworfen, insbesondere wenn etwas kaputtgeht oder ein neueres Modell angeschafft wird. Dagegen wehrt sich der 1984 in Straßburg gegründete Verein envie. Man kann dort seine Haushalts- und Elektrogeräte reparieren lassen. Darüber hinaus sammelt der Verein auch alte und defekte Geräte, um sie nach der Reparatur weiterzuverkaufen. Erst wenn gar nichts mehr zu machen ist, werden die Geräte recycelt.

Warum sollte der alte Trockner also nicht lieber in ein neues Zuhause einziehen anstatt auf dem Wertstoffhof zu enden?

Comeback der Pfandflaschen

In Deutschland weit verbreitet, in Frankreich eher unüblich: Einweg- und Mehrwegflaschen mit Pfand. Das französische Pfandsystem (consigne) wurde in den 90er-Jahren abgeschafft. Doch vor allem bei kleinen Unternehmen mit kurzen Vertriebswegen wurde das Pfandsystem mit Mehrwegflaschen wiedereingeführt. Aber auch große Brauereien und Mineralwasservertriebe, von denen es im Elsass einige gibt, richten immer mehr Verkaufs- und Rückgabestellen für ihre Pfandflaschen ein.

Die Müllvermeidung ist nicht von der Hand zu weisen, denn eine Mehrwegflasche aus Glas kann schließlich bis zu 50 Mal wiederverwendet werden.

Lebensmittel weitergeben statt wegwerfen

Das französische Anti-Wegwerf-Gesetz wurde eingeführt, um Ressourcen zu schonen. Schon seit 2016 dürfen größere französische Supermärkte unverkaufte Lebensmittel nicht mehr sofort vernichten, sondern sollen diese spenden. Zahlreiche Vereine kümmern sich darum, unverkaufte aber noch genießbare Lebensmittel kostenlos oder zu äußerst geringen Preisen weiterzugeben. Das Thema Lebensmittelverschwendung ist nach wie vor in Frankreich und Deutschland von großer Bedeutung für Endverbraucher, die maßgeblich zu einer Verbesserung der Situation beitragen können.

Gut zu wissen: Seit Juli 2021 sind französische Gastronomen dazu verpflichtet, Doogybags – also die Mitnahme der eigenen Speisereste zum späteren Verzehr – anzubieten.

Saatgut zum Ausleihen

Nicht nur Unternehmen und Vereine tragen aktiv zum Umweltschutz bei. Wer im eigenen Garten oder auf dem Balkon Gemüse, Obst und Kräuter anpflanzt, kann dadurch einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten. Dank des Eigenanbaus vermeidet man nicht nur den Transport und mögliche Plastikverpackungen für diese Nahrungsmittel, sondern kann sich auch bewusst gegen Pestizide und chemische Dünger entscheiden.

Im französischen Grenzgebiet zu Deutschland gibt es zahlreiche Initiativen zur Förderung der Biodiversität im eigenen Garten oder auf dem Balkon, wie beispielsweise Saatgutbibliotheken, sogenannte grainothèques, bei denen man Saatgut für Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen findet. Dort kann man sich kostenlos Saatgut „ausleihen“, indem man sich verpflichtet, nach der Ernte einen Teil des neu gewonnenen Saatguts wieder zurückzugeben, um dieses anderen Hobbygärtnern zur Verfügung zu stellen.

Viele dieser grainothèques befinden sich in Bibliotheken, so dass man sich mit dem Saatgut auch gleich den passenden Ratgeber für einen nachhaltigen Gemüseanbau ausleihen kann.