Reparaturbonus für mehr Nachhaltigkeit: Frankreich macht's vor

Der Staubsauger geht plötzlich kaputt, und jetzt? Ihn reparieren zu lassen wäre die nachhaltigste Lösung. Aber für den Preis kann man sich auch gleich einen neuen kaufen. Soll man nun die Umwelt oder den Geldbeutel schonen? In Frankreich gibt es bereits seit einem Jahr einen Reparaturbonus für Elektrogeräte. Im November wurde das System auch auf Schuhe und Kleidungsstücke ausgeweitet. Eine gute Initiative, doch wie sieht das in Deutschland aus?

Keine europäische Harmonisierung in Sicht

Es gibt (noch) keinen EU-weiten Reparaturbonus. Einzelne Länder, und im Fall von Deutschland auch Bundesländer, haben einen solchen bereits eingeführt. Die Vorgehensweisen sind unterschiedlich, ebenso wie die Finanzierungen.

In Deutschland experimentieren nur zwei Bundesländer mit einem Reparaturbonus für Elektrogeräte. Der Betrag muss vorgestreckt und anschließend eine Auszahlung beantragt werden. Sachsen hat vor etwa einem Monat einen solchen Bonus eingeführt. In Thüringen geht das System bereits in die dritte Runde. Jedes Mal, wenn die Fördermittel aufgebraucht sind, ist allerdings wieder Schluss mit dem Bonus. Verbraucherinnen und Verbraucher können nicht sicher sein, nach der Reparatur tatsächlich Geld zu erhalten.

Einen deutschen Reparaturbonus auf Bundesebene forderte die Verbraucherschutzministerkonferenz im Juli dieses Jahres. Ein Blick nach Frankreich zur Inspiration in Sachen Nutzerfreundlichkeit und Finanzierung könnte sich durchaus lohnen. Die deutsch-französische Parlamentarische Versammlung arbeitet gerade an einer harmonisierten Umsetzung der EU-Richtlinie zum Recht auf Reparatur. Vielleicht schafft sie es auch, in einem historischen Schritt ein gemeinsames Konzept für beide Länder einzuführen.

Frankreich macht's unkompliziert

Den Reparaturbonus für Elektro- und Elektronikgeräte, die nicht mehr von der gesetzlichen Gewährleistung oder von einer Verkäufer- oder Herstellergarantie abgedeckt sind, gibt es in Frankreich seit Dezember 2022. Im Januar 2024 wird die Liste der betroffenen Geräte noch einmal erweitert und einige der Zuschüsse, die aktuell zwischen 10 und 45 Euro liegen, werden erhöht. Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte die Nutzung dieses Bonus kaum einfacher sein: Den Betrag zieht der zugelassene Reparaturbetrieb direkt von der Reparaturrechnung ab. Kein Vorstrecken, kein Papierkram, kein Bangen, ob noch etwas im Fördertopf ist. 

Seit diesem November gibt es einen solchen Bonus auch für Schuhe und Kleidungsstücke. Und das französische Anti-Wegwerf-Gesetz geht noch etwas weiter: Nach und nach werden zusätzliche Produktkategorien in das Bonussystem aufgenommen, wie beispielsweise Möbel, Werkzeug, sowie Sportartikel und Fahrräder.

Wer trägt die Kosten?

Die Ansätze bei der Finanzierung sind sehr unterschiedlich. Die beiden deutschen Systeme werden ausschließlich über Steuergelder finanziert. Österreich hingegen zahlt den Reparaturbonus mit EU-Geldern.

In Frankreich werden mit dem Verursacherprinzip (pollueur-payeur) die Hersteller in die Verantwortung genommen. Wenn Unternehmen Produkte fertigen oder vertreiben, die unter die erweiterte Herstellerverantwortung fallen, müssen sie auch die Müllentsorgung oder das Recycling finanzieren bzw. organisieren. Diese Gelder fließen in Fonds, mit denen unter anderem der Reparaturbonus finanziert wird.