Hohe Energiepreise: So entlasten Deutschland und Frankreich ihre Verbraucherinnen und Verbraucher
Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben in Europa die Strom- und Gaspreise in die Höhe schnellen lassen. Wie gehen Deutschland und Frankreich vor, um Verbraucher zu entlasten? Und lohnt sich für Deutsche ein Wechsel zu einem Stromversorger in Frankreich? Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) hat das Wichtigste zusammengefasst.
Frankreich: Strom- und Gaspreise gedeckelt
Um Privathaushalte vor enormen Energiekosten zu bewahren, entschied sich die französische Regierung bereits im vergangenem Herbst, die Gaspreise einzufrieren und die Erhöhung des Strompreises zu begrenzen. Hintergrund war der lange Winter 2020/2021 und die spürbare europäische Energiekrise.
Frankreich setzte auf eine temporäre Aussetzung der Stromsteuer, wodurch der Anstieg der Strompreise auf 4 % pro Haushalt begrenzt werden konnte. Diese Maßnahme kostet den französischen Staat um die 8 Milliarden €.
Ohne das frühzeitige Eingreifen des Staates wären die Gaspreise in Frankreich laut Experten zwischen Oktober 2020 und Oktober 2021 um die 78 % gestiegen, die Strompreise um etwa 35 %.
Aktuell liegt in Frankreich der Gaspreis bei 11 Cent pro Kilowattstunde. Der Strompreis bei 17 Cent pro Kilowattstunde.
Um Personen mit geringem Einkommen zu entlasten, erhalten aktuell rund 6 Millionen Haushalte einmalig einen Energiescheck in Höhe von 48 bis 277 € ausgehändigt.
Seit April und bis Ende Juli sind zudem die Benzinpreise in Frankreich gesenkt.
Deutschland: Maßnahmenpaket mit Energiepauschale, 9-Euro-Ticket und mehr
In Deutschland haben sich laut dem Vergleichsportal Verivox die Gaspreise pro Kilowattstunde zwischen April 2021 und April 2022 fast verdreifacht (+ 135 %). Im gleichen Zeitraum stieg der Strompreis um durchschnittlich 50 %.
Um Bürger finanziell unter die Arme zu greifen, entschied sich die Bundesregierung im März dieses Jahres für ein Maßnahmenpaket.
Darin enthalten die vorzeitige Abschaffung der EEG-Umlage (Ökostrom-Umlage) ab Juli 2022. Darüber hinaus sollen einkommenssteuerpflichtige Erwerbstätige einmalig eine Energiepauschale in Höhe von 300 Euro ausbezahlt bekommen. Zudem soll die Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate gesenkt und für den gleichen Zeitraum ein Ticket für 9 Euro/Monat für den öffentlichen Nahverkehr eingeführt werden. Finanzschwache Haushalte erhalten einen Heizkostenzuschuss. Hinzu kommen Zuschläge für Familien mit Kindern, sowie weitere Einmalzahlungen für Empfänger von Sozialleistungen.
Die ersten Maßnahmen gelten voraussichtloch ab Juni 2022. Bis dahin müssen sich Verbraucher in Deutschland noch gedulden.
Stromwechsel nach Frankreich nicht rentabel
Im Hinblick auf die günstigen Strompreise in Frankreich wandten sich Bewohner der deutsch-französischen Grenzregion bereits mit der Frage an das ZEV, ob sie nicht Strom aus Frankreich beziehen könnten.
Theoretisch ist dies möglich. Zunächst müsste allerdings das zuständige Hauptzollamt um Erlaubnis gebeten werden (mit einem schriftlichen formlosen Antrag). Hat man die Genehmigung des Zolls erhalten, kann mit einem französischen Stromversorger ein Vertrag abgeschlossen werden.
Zu Bedenken ist aber, dass in Deutschland hohe Steuern und Netznutzungsentgelte zu zahlen sind. Hiervon ist man nicht befreit. Die Steuern und Netznutzungsentgelte sind zudem eigenständig an das Finanzamt abführen müssen. Hinzu kommen die Kosten an den französischen Stromversorger. Ein hoher Verwaltungsaufwand bei geringem Ertrag.
Pressekontakt
Peter J. Koop
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