Hochwasser: steigende Pegel, mangelnder Versicherungsschutz

Rhein, Mosel, Nahe… in weiten Teilen des Landes steigen die Pegelstände. Das weckt schlechte Erinnerungen. Und doch ist Deutschland noch keinen Schritt weiter auf dem Weg zu einem preiswerten und flächendeckenden Versicherungsschutz gegen Naturkatastrophen. Dabei liegt die Lösung so nahe. Laut dem Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. braucht Deutschland ein System der Elementarschadenversicherung nach französischem Vorbild.

Ein Unterschied wie Tag und Nacht

Was passiert, wenn der Rhein über die Ufer steigt? Das kommt darauf an, auf welcher Seite der deutsch-französischen Grenze man wohnt. Natürlich bleibt eine Katastrophe eine Katastrophe und wirkt sich auf beide Länder gleich schlimm aus. Doch versicherungstechnisch liegen Welten zwischen den beiden Ländern. Wer in Frankreich eine Hausrat- und Gebäudeversicherung hat, also 98% der Bevölkerung, ist gegen Elementarschäden versichert. Von einer solchen Versicherungsdichte kann man am gegenüberliegenden Ufer nur träumen. Schließlich sind in Deutschland nur etwa 50% der Haushalte versichert.

Pragmatismus statt überholte Methoden

Dieser gewaltige Unterschied erklärt sich durch das Versicherungssystem. Während die deutschen Versicherungsgesellschaften darauf bestehen, für jede Immobilie eine individuelle Risikobewertung durchzuführen, verzichtet man in Frankreich auf diesen Schritt. Dies hat den Vorteil, dass die Versicherung unschlagbar günstig wird und alle sich diesen Schutz leisten können. Das ist nicht nur solidarisch und pragmatisch, sondern macht auch Sinn. Schließlich kann sich durch den Klimawandel einiges verändern. Wer jetzt in einem risikoarmen Gebiet wohnt, befindet sich in wenigen Jahren vielleicht in einem Dürregebiet oder erlebt ungewöhnlich heftige Unwetter, die es bisher nicht gibt. Der Warnruf der amerikanischen Versicherungsunternehmen veranschaulicht, dass es ohne eine solche Solidarität vielleicht schon bald keine bezahlbaren Versicherungspolicen mehr geben könnte.

Niedrige Prämien finanzieren Prävention

Mit durchschnittlich nur 26 Euro im Jahr ist die französische Elementarschadenversicherung nicht nur günstig. Das System beinhaltet zudem einen Fonds, der Studien und Baumaßnahmen zur Prävention finanziert und auch zwingend erforderliche Umsiedlungen aus Gefahrenzonen übernimmt.

Noch sind die Flüsse nicht über die Ufer getreten. Und der Ernstfall wird hoffentlich auch nicht eintreten. Aber es ist höchste Zeit, dass in Deutschland endlich ein funktionierendes System der Elementarschadenversicherung eingeführt wird.