Free-Flow-Maut in Frankreich – wenn die Schranke verschwindet

Die französischen Autobahnbetreiber experimentieren mit der Free-Flow-Maut (péage en flux libre). Das in Deutschland bereits für die LKW-Maut eingesetzte System soll im Nachbarland nach und nach für alle Fahrzeugkategorien eingeführt werden. Auch Autofahrende aus Deutschland sollten unbedingt wissen, was es damit auf sich hat. Denn Unwissenheit schützt nicht vor (hohen) Bußgeldern. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. (ZEV) fasst alle wichtigen Informationen zusammen.

Wenn man mit dem Auto nach Frankreich, Italien oder Spanien in Urlaub fährt, passiert man dabei zahlreiche Mautstellen, die sogenannten péages. Dort heißt es langsamer werden, sich für eine Fahrspur entscheiden, warten bis man an der Reihe ist, zahlen, Schranke geht auf und man beschleunigt wieder. Diese Mautstellen und Schranken sollen nach und nach der Vergangenheit angehören. Auf der Autobahn der Zukunft gibt es keine Schranken mehr – bezahlt wird die Maut nach erfolgter Registrierung über das hinterlegte Zahlungsmittel. Laut den französischen Autobahnbetreibern soll die neue Free-Flow-Maut den Verkehrsfluss verbessern und die Zahl der Auffahrunfälle verringern.

Patrick Oppelt, Jurist im ZEV, bestätigt diese Entwicklung: „Es wird keine neuen Autobahnen mehr mit Schranken geben. Den Verkehr mit Schranken absichtlich zum Stocken zu bringen, ist schließlich noch schlechter für die Umwelt als ein flüssiger Verkehr.

Bisher erst zwei Autobahnen teilweise umgestellt

Auf der A4 bei Boulay im Departement Moselle wurde bereits 2019 eine einzelne Mautstelle durch eine Mautbrücke ersetzt. Die erste Autobahn mit Free-Flow-Maut ist die A79 im Departement Allier. Sie wurde Ende 2022 in Betrieb genommen. In den nächsten Jahren sollen auch andere Autobahnen folgen. Den Anfang machen 2024 die A13 und die A14 in der Normandie, geplant sind auch die A69 oder die A40.

Wir sind noch weit von einer flächendeckenden Umstellung auf die Free-Flow-Maut entfernt. Für Autofahrende, die etwa im Urlaub, auf den schrankenlosen Abschnitten unterwegs sind, ist es trotzdem wichtig, sich mit diesem neuen Mautkonzept vertraut zu machen, berichtet Patrick Oppelt.

Wer nicht zahlt, riskiert hohe Bußgelder

Bei Unkenntnis des neuen Mautsystems drohen hohe Geldstrafen: Alle Fahrzeuge, die unter einer Mautbrücke hindurchfahren, werden von Kameras erfasst. Man verlässt die Autobahn, ohne zur Kasse gebeten zu werden. Wer nicht selbst ans Zahlen denkt oder eine Mautbox an der Windschutzscheibe kleben hat, erhält eine Zahlungsaufforderung mit Strafgebühr. Diese kann im schlimmsten Fall bis zu 375 € betragen.

Jeder Autobahnbetreiber kocht sein eigenes Süppchen

Nicht alle, die gelegentlich nach Frankreich fahren, möchten sich gleich eine Mautbox anschaffen. Die französischen Autobahnbetreiber haben für diesen Fall gleich mehrere Zahlungsmöglichkeiten vorgesehen: an einem Automaten direkt an der entsprechenden Autobahn oder online auf der Internetseite des Betreibers. Der Haken daran für Autofahrende: Um präzise Informationen zu bekommen, muss man erst einmal herausfinden, welcher Betreiber für welche Autobahn zuständig ist. Und es gibt aktuell 21 Betreiberunternehmen für die französischen Autobahnen und Bauwerke wie Brücken.