Online-Kreditbetrug: Angebote von vermeintlichen französischen Finanzinstituten

Immer wieder erreichen uns Anfragen von Verbrauchern, die in die Falle gelockt wurden: Betrüger bieten günstige Kredite über soziale Netzwerke, Instant-Messenger oder gefälschte Internetseiten an.

Wir erklären, wie diese Betrüger vorgehen, wie man sich am besten schützt und was man tun kann, wenn es schon zu spät ist.

Wie funktioniert diese Betrugsmasche?

Die von unseren Juristen bearbeiteten Fälle zeigen, dass die Vorgehensweise fast immer die gleiche ist: Verbrauchern, die Geld brauchen und bei ihrer Hausbank keinen Kredit bekommen, wird glaubhaft gemacht, dass es Alternativen gibt. Und zwar entweder einen Kredit bei einer ausländischen Bank oder einen Kredit von einer Privatperson.

Die Ausgangssituation ist Folgende: Das Betrugsopfer braucht dringend Geld und die Betrüger präsentieren die Lösung Ihrer Probleme auf einem Silbertablett, und zwar einen günstigen Kredit.

Auf den ersten Blick sieht alles ganz toll aus: niedrige Zinsen, Flexibilität für Raten sowie Laufzeit, kein Mindesteinkommen notwendig und auch eine SCHUFA-Abfrage ist nicht vorgesehen. Die Beraterin bzw. der Berater antwortet immer schnell und ist sehr freundlich. Also lassen Sie sich überzeugen und unterzeichnen den Vertrag.

Direkt im Anschluss wird man zur Zahlung von angeblichen Bearbeitungs- und Versicherungskosten oder Freischaltcodes aufgefordert, um den Kredit endlich erhalten zu können. Sobald man eine Summe gezahlt hat, werden immer neue Gebühren verlangt.

Der zugesagte Kredit wird aber nie ausgezahlt.

 

Welche Mittel nutzen die Betrüger ?

Die Betrüger bedienen sich verschiedener Vorgehensweisen, um Personen in einer finanziellen Notlage ausfindig zu machen:

  • Internetseiten mit erfundenen Kreditvermittlern oder Banken: Logo, Name und Firmensitz sind entweder frei erfunden oder von tatsächlich existierenden Unternehmen ohne deren Wissen oder Einverständnis übernommen. Manchmal werden die Daten einfach nur leicht abgeändert, was bei oberflächlicher Prüfung nicht auffällt. Aber auf den ersten Blick glaubt man jedoch, dass es sich um ein echtes Unternehmen handelt. Die Fotos der vermeintlichen „Mitarbeiter“ werden oft von echten Profilen auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing kopiert.
  • Kontaktaufnahme über sozialen Netzwerke (Facebook, Instagram, TikTok, usw.):  Die Betrüger versuchen ihre Opfer in Sicherheit zu wiegen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Vorsicht: Bei dieser Herangehensweise kann es manchmal mehrere Wochen dauern, bis die finanzielle Situation angesprochen und das Kreditangebot erwähnt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Austausch von normalen, alltäglichen Themen geprägt.
  • Nachrichten über Instant-Messenger-Apps (WhatsApp, Signal, usw.)
  • Per E-Mail: Dabei geben die Betrüger sich nicht nur als Finanzberater sondern auch manchmal als ehemalige Kreditnehmer aus, deren Probleme auf wundersame Weise von einem guten Samariter gelöst wurden.
  • Kommentare in Diskussionsforen, Blogs und Internetseiten: Es wird für einen betrügerischen privaten Kreditgeber oder eine großzügige Bank geworben.

Im Mittelpunkt des Betrugs steht immer die Zahlungsaufforderung an den Kreditnehmer (teilweise beträchtliche Beträge), da der versprochene Kredit angeblich erst nach der Zahlung einer Gebühr, einer Steuer, usw. ausgezahlt werden könne. Oft wird auch behauptet, dass die Bank gerne auszahlen würde, aber die EZB, die EU-Kommission oder eine andere Behörde das Geld zurückhält.

Um ihr Ziel zu erreichen, ziehen die Betrüger sämtliche Register:

  • Sie schicken eine Kopie ihres Ausweises, um ihre Ehrlichkeit zu untermauern. Tatsächlich handelt es sich entweder um eine Fälschung oder um den Ausweis eines anderen Betrugsopfers.Die Täter mit denen Sie es hier zu tun haben sind definitiv nicht darauf zu sehen.
  • Durch einen andauernden und freundlichen Austausch gewinnen sie das Vertrauen ihrer Opfer und fordern diese auf, ihnen persönliche Dokumente (Rechnungen, Personalausweis, Reisepass, Kreditkarte, Bankverbindung, usw.) zuzusenden. Diese werde anschließend genutzet, um weitere Opfer in die Falle zu locken. Oder als Datensätze im Internet an andere Betrüger weiterverkauft.
  • Sie drängen zur Eröffnung eines Kontos bei einer Online-Bank und bitten dann unter einem Vorwand um die Zugangsdaten zu diesem Konto.
  • Jede vermeintlich plausible Erklärung ist ihnen recht, um mehr Geld zu fordern: Der Kredit steht angeblich bereit, aber es müssen beispielsweise Bearbeitungskosten, Versicherungsgebühren und ein Aktivierungscode bezahlt werden. Nach jeder Zahlung wird plötzlich ein neuer Betrag fällig.
  • Sie geben sich sympathisch und vertrauenswürdig und versuchen dabei, ihre Opfer sozial zu isolieren, indem diese mit niemandem über das Angebot sprechen sollen.
  • Wenn die Zahlungen nicht gleich erfolgen, zeigen sie sich ungeduldig und bedrohen die Betrugsopfer, damit diese sich eingeschüchtert fühlen und schnell zahlen. Fälschlicherweise wird behauptet, dass man zu zahlen verpflichtet sei, da man unterschrieben habe.

 

Wie ist ein betrügerisches Kreditangebot zu erkennen?

Bei den folgenden Anzeichen, sollte man aufpassen:

  • Seriöse Kreditunternehmen (egal ob aus Deutschland oder aus Frankreich) unterbreiten keinesfalls Kreditangebote E-Mail, soziale Netzwerke oder Messenger-Dienste.
  • Wenn das Kreditangebot ganz und gar nicht den tatsächlichen Gegebenheiten des Kreditmarktes entspricht. Das Angebot ist zu gut, um wahr zu sein: der Ansprechpartner kann nicht eindeutig identifiziert werden, der Zinssatz ist unschlagbar, die Vergabebedingungen sind extrem vereinfacht, es müssen keine Einkünfte nachgewiesen werden, usw.
  • Bei zahlreichen Rechtschreibfehlern in den Nachrichten und sogar im Vertrag.
  • Im Fall einer Kontaktaufnahme außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten und bei einer verdächtig schnellen Antwort.
  • Wenn der erste Kontakt sehr freundlich ist und die Stimmung dann umschlägt bis hin zu Drohungen und Erpressung.
  • Bei dringend und nachdrücklich geforderten Zahlungen für Kosten, um den versprochenen Kredit zu erhalten. Diese Vorgehensweise ist illegal. Bereits 2015 hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil entschieden: Bearbeitungsgebühren für Kredite sind unzulässig, egal welche Bezeichnung die Bank den Gebühren gibt.
  • Im Fall von bunten, stümperhaft zusammengestellten Verträgen mit vielen vermeintlich offiziellen Siegeln, Namen von Behörden, Gerichten und Ministerien.

Gut zu wissen:

Wie kann man sich vor solch einem Betrug schützen?

  • Blockieren Sie die Telefonnummern und E-Mail-Adressen, falls Sie angeschrieben werden. Tun Sie das gleiche mit Fake-Profilen in sozialen Netzwerken und informieren Sie die Moderatoren bzw. die Plattform. Auf keinen Fall antworten.
  • Seien Sie auf der Hut bei Kreditangeboten die auf Facebook, WhatsApp, Instagram, usw. in Umlauf sind.
  • Sprechen Sie niemals mit Fremden über Ihre finanzielle Situation und vor allem: Unterzeichnen Sie keinen Vertrag mit ihnen!
  • Geben Sie auf keinen Fall persönliche Daten preis und versenden Sie keine Dokumente (Ausweiskopie, Rechnungen, Bankverbindung, usw.) per E-Mail oder Instant-Messenger.
  • Leisten Sie keine Zahlungen per Überweisung, Geldtransferdienst (Western Union, MoneyGram, usw.), Guthabenkarten (Paysafecard, usw.) oder Nachnahme, um Ihren angeblichen Kredit freizuschalten.
  • Informieren Sie sich, um die Glaubwürdigkeit des Kreditanbieters zu prüfen: im Register der Finanzvermittler (registre des agents financiers) oder im Register für Versicherungs-, Bank- und Finanzvermittler (registre unique des intermédiaires en assurance, banque et finance).

Was kann ich tun, wenn ich auf einen Betrug reingefallen bin?

  • Sprechen Sie darüber! Dass man das eigene Geld wiederbekommt ist sehr unwahrscheinlich. Wer über seine Erfahrungen spricht kann aber dabei helfen, die Betrüger zu überführen und andere Verbraucher zu warnen.
  • Beweise (Screenshots, vermeintliche Verträge, E-Mail-Korrespondenz, usw.) sammeln und so schnell wie möglich Anzeige bei Ihrer örtlichen Polizeidienststelle erstatten.
  • Meldung des Betrugs bei der französischen Generaldirektion für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung (Direction générale de la concurrence, de la consommation et de la répression des fraudes, DGCCRF) und/oder auf der französischen Plattform zur Meldung von Spam (Portail offciel de signalement des contenus illicites de l’Internet).
  • Bei Fragen oder Verdachtsmomenten kontaktieren Sie uns über unser Kontaktformular.
  • Falls Sie den Betrügern persönliche Dokumente, z.B. Ihre Bankverbindung oder Ihre Kreditkartennummer, übermittelt haben, überwachen Sie Ihre Kontobewegungen, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Informieren Sie Ihre Bank, dass Sie Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sind.
  • Sollten Sie den Betrügern eine Kopie Ihres Ausweises übermittelt haben, sollten Sie dies ebenfalls als Identitätsdiebstahl zur Anzeige bringen und sich so schnell wie möglich ein neues Dokument bei Ihrer Stadt oder Gemeinde ausstellen lassen.