Zum Hauptinhalt springen

"Justiz ohne Grenzen" gewinnt Interreg-Slam: Beste europäische Projekte ausgezeichnet

Das deutsch-französische Rechtshilfeprojekt konnte beim InterregGo!-Event in Gorizia überzeugen und gewann den Publikumspreis für seine beeindruckende und prägnante Projektvorstellung. Es ist das erste von Interreg Oberrhein geförderte Projekt, das diese Auszeichnung erhält.

Eric und sein grenzüberschreitender Sorgerechtskonflikt

Auf der InterregGo!-Bühne erzählte "Justiz ohne Grenzen" die Geschichte von Eric. Er ist Franzose und glücklich verheiratet. Doch eines Tages passiert das Unfassbare. Seine Partnerin geht mit dem gemeinsamen Kind vor die Tür – und kehrt nie wieder zurück.

Was die Situation kompliziert macht: Sie hat das Kind nach Deutschland mitgenommen, also in ein anderes EU-Land. Eric steht nun hilflos zwischen den Behörden zweier Länder und erhält widersprüchliche Informationen.

Welches Recht gilt für seinen Fall – das deutsche oder das französische? Welches Gericht ist zuständig? Er fühlt sich verloren.

 

"Justiz ohne Grenzen" schafft Orientierung und Klarheit

Obwohl Erics Fall fiktiv ist, begegnet das Projektteam regelmäßig Menschen, die verzweifelt sind und sich im grenzüberschreitenden Rechtsdschungel nicht mehr zurechtfinden. Seit dem Projektstart im Februar 2023 bietet "Justiz ohne Grenzen" diesen Menschen Orientierung.

Das Zentrum fürEuropäischen Verbraucherschutz e.V. (ZEV), welches das Projekt trägt und umsetzt, organisiert vor Ort in Kehl oder per Videokonferenz kostenlose Erstberatungen mit zweisprachigen Anwält:innen, Notar:innen und Gerichtsvollzieher:innen.

Peter Hauk, Verbraucherschutzminister in Baden-Württemberg, gratuliert dem Projektteam zum gewonnen Slam und fügt an:

"Für Verbraucherinnen und Verbraucher in der deutsch-französischen Grenzregion bietet ‚Justiz ohne Grenzen‘ wertvolle Unterstützung, die es in dieser Form sonst nirgendwo gibt".

 

Mehr als 1.500 Bürgerinnen und Bürgern konnte das Projekt helfen

Deutsch-französische Sorgerechtsfälle wie der von Eric machen einen bedeutenden Teil der Arbeit von "Justiz ohne Grenzen" aus. Doch das Projekt bedient eine ganze Bandbreite an Themen. Es unterstützt ebenso bei grenzüberschreitenden Kündigungen, Erbschaftsfragen, Immobilienangelegenheiten, verbraucherrechtlichen Streitigkeiten und vielem mehr.

Seit dem Projektstart konnte "Justiz ohne Grenzen" über1.500 Bürgerinnen und Bürger unterstützen und mehr als 560 kostenlose Erstberatungen organisieren.

 

"Justiz ohne Grenzen" als Gewinner des Interreg Slam

Seit zehn Jahren wird der Preis an grenzüberschreitende Projekte verliehen, die durch das Interreg-Programm der Europäischen Union gefördert werden. Statt klassischer Vorträge soll auf mitreißende Weise gezeigt werden, wie Projekte das Leben der Bürgerinnen und Bürger in Europa besser machen – vergleichbar mit einem Poetry Slam oder TED Talk.

Dabei werden besonders herausragende Projekte ausgezeichnet, welche die europäische Zusammenarbeit und Kohäsion stärken und einen spürbaren Unterschied machen.

 

Eine vielversprechende Zukunft

"Justiz ohne Grenzen" wird bis Ende des Jahres finanziert, doch das Team blickt – beflügelt durch die Auszeichnung – in eine vielversprechende Zukunft. Das Erfolgsmodell soll auf weitere europäische Länder ausgeweitet werden, mit dem Ziel, ein EU-weites Netzwerk zu schaffen. So soll jeder EU-Bürger und jede EU-Bürgerin bei grenzüberschreitenden Rechtsstreitigkeiten eine verlässliche Anlaufstelle finden.

"Schon das eigene Rechtssystem kann für Bürgerinnen und Bürger eine Herausforderung sein. Umso wichtiger ist es, dass es auch künftig – und in noch mehr europäischen Ländern – Expertinnen und Experten gibt, die helfen, wenn zwei unterschiedliche Rechtssysteme aufeinandertreffen", sagt die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges, die sich für eine Erweiterung des Projekts ausspricht.