Autobahnmaut in Frankreich
In Sachen Autobahnmaut setzt Frankreich nicht auf eine Vignette wie Österreich oder die Schweiz, sondern rechnet jeden einzelnen gefahrenen Straßenabschnitt ab. Doch wie genau funktioniert das? Welche Zahlungsarten werden akzeptiert? Und wie bezahlt man bei den neuen Mautbrücken, an denen man nicht mehr anhalten muss? Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz fasst alle wichtigen Informationen zur Autobahnmaut in Frankreich zusammen.
Video zur Free-Flow-Maut
Mautstellen
Die französischen Autobahnen sind in zahlreiche Mautabschnitte unterteilt, die einzeln abgerechnet werden. Aus diesem Grund wird man immer wieder für kleinere oder größere Beträge zur Kasse gebeten. Wer oft auf französischen Autobahnen unterwegs ist und nicht andauernd zum Bezahlen anhalten möchte, kann auf ein Gerät zur elektronischen Mauterfassung, eine sogenannte Mautbox, zurückgreifen. Der Preis für die zurückgelegten Autobahnkilometer bleibt gleich. Doch man kann dadurch Zeit sparen.
Beschilderung
Fahrspur geöffnet
Alle Fahrzeugkategorien können diese Fahrspur nutzen. Es werden alle Zahlungsmethoden akzeptiert: Kreditkarte (EC-Karten werden nicht immer akzeptiert), Münzen, Geldscheine, Mautbox
Fahrspur geschlossen
Diese Spur ist gesperrt.
Zahlung am Schalter
Es werden alle Zahlungsmethoden akzeptiert.
Kartenzahlung am Automaten
Auf dieser Fahrspur kann nur mit Kreditkarte oder mit bestimmten Tankkarten gezahlt werden. EC-Karten werden nicht immer akzeptiert.
Bargeldzahlung am Automaten
Auf dieser Fahrspur kann nur mit Bargeld gezahlt werden. Der Automat gibt Wechselgeld zurück.
Télépéage – elektronisches Mautsystem
Diese Fahrspur ist ausschließlich Fahrzeugen mit einer Mautbox vorbehalten.
elektronische Mauterfassung bei 30 km/h
Diese Fahrspur ist ausschließlich Fahrzeugen mit einer Mautbox vorbehalten. Dank einer frühzeitigen Erkennung der Mautbox kann man auf dieser Spur die Schranke ohne anzuhalten mit bis zu 30 km/h passieren. Meistens befindet sich diese Spur ganz links.
Télépéage – elektronische Mauterfassung per Mautbox
Nicht nur zur Ferienzeit oder während Stoßzeiten ist es angenehm, wenn man mit bis zu 30 km/h durch eine Mautstelle fahren kann. Möglich ist dies allerdings nur mit einem Gerät zur elektronischen Mauterfassung, einer sogenannten Mautbox, und einem entsprechenden Abonnement. Die gefahrenen Autobahnkilometer kosten den gleichen Preis. Hinzu kommt der Preis fürs Abonnement. Man spart also kein Geld, sondern Zeit.
Eine kleine Mautbox, auf Französisch „badge de télépéage“, wird an der Windschutzscheibe befestigt. Diese wird automatisch an allen französischen Mautstellen, und je nach Anbieter auch in weiteren europäischen Ländern, erkannt. Die Schranke öffnet sich und das Fahrzeug kann weiterfahren. Die Informationen zur Autobahnnutzung werden zur Rechnungsstellung an den Anbieter der Mautbox übermittelt.
Die Mautbox zur Anbringung an der Windschutzscheibe erhält man nur, wenn man ein Abonnement abschließt. Die drei marktführenden Anbieter in Frankreich sind Ulys, Fulli und Bip & Go. Es gibt aber auch deutsche Anbieter, wie den ADAC.
Das Abonnement kann online abgeschlossen werden. Ein Wohnsitz in Frankreich ist nicht notwendig. Für die Abbuchungen der Gebühren ist die Angabe einer Bankverbindung oder einer Kreditkartennummer notwendig.
Die in der Regel monatlich anfallenden Rechnungen werden per E-Mail oder per Post zugestellt. Die Abbuchungen erfolgen automatisch über die gewählte Zahlungsmethode.
Ein Abonnement télépéage ermöglicht keine finanziellen Ersparnisse. Die Preise für die Nutzung der Autobahnen sind die gleichen wie bei einer anderen Zahlungsart. Zusätzlich müssen noch Gebühren für das Abonnement gezahlt werden. Es handelt sich also ausschließlich um eine Zeitersparnis während der Fahrt.
Je nach Anbieter können auch Autobahnen in anderen Ländern, wie beispielsweise Spanien, Portugal oder Italien, mit dem gleichen Gerät genutzt werden. Hier sollten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen geprüft werden, um zu erfahren, ob zusätzliche Gebühren für diese Leistungen anfallen.
Gut zu wissen: Es gibt Abonnements, bei denen nur für die Monate, in denen die Mautbox tatsächlich genutzt wird, eine Gebühr anfällt. Diese Lösung kann bei einer gelegentlichen Nutzung der französischen Autobahnen günstiger als ein Jahresabo sein. Manche Anbieter erheben allerdings eine Gebühr für Nichtnutzung, wenn die Mautbox mehrere Monate lang gar nicht genutzt wird.
Mautbrücken – Free-Flow-Maut auf französischen Autobahnen
Auf der A4 bei Boulay im Departement Moselle wurde bereits 2019 eine einzelne Mautstelle durch eine Mautbrücke ersetzt.
2022 folgte als erste Autobahn mit Free-Flow-Maut („péage en flux libre“) die A79 im Departement Allier. Nach diesen Testläufen geht es nun an die stark befahrenen Strecken. Im Juni 2024 wurden die Free-Flow-Mautbrücken auf der A14 von Paris Richtung Normandie in Betrieb genommen. Der restliche Abschnitt bis zur Küste über die A13 wird im Dezember 2024 folgen.
Geplant sind weitere Strecken wie die A69 oder auch die A40.
Wie funktioniert die Free-Flow-Maut?
Es handelt sich um ein schrankenloses Mautsystem. Alle Fahrzeuge, die unter einer Mautbrücke hindurchfahren, werden mithilfe von Kameras erfasst. Anhand der Kennzeichen wird ermittelt, welche Distanz das jeweilige Fahrzeug auf der kostenpflichtigen Autobahn zurückgelegt hat.
Durch die Abschaffung der Mautstellen wird der Verkehr flüssiger und laut den Autobahnbetreibern sinkt auch die Unfallgefahr, da es nicht mehr notwendig ist, zum Bezahlen anzuhalten. Die ebenfalls angepriesene Zeitersparnis gilt allerdings nur für automatisierte Bezahlungsmethoden. Wer keine Mautbox hat oder beim Autobahnbetreiber registriert ist, muss entweder an einem Automaten anhalten oder im Nachhinein online zahlen.
Auf welchem Weg kann ich die Free-Flow-Maut bezahlen?
Autofahrer haben 72 Stunden Zeit, um ihre Fahrt zu bezahlen, nachdem sie die Free-Flow-Mautbrücken passiert haben.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Maut zu bezahlen, zwei mit Abonnement und zwei ohne:
1. Mautbox („badge de télépéage“)
Wenn das Fahrzeug wie oben beschrieben über ein Abonnement Télépéage verfügt, wird die Mautbox bei jeder Durchfahrt von den Mautbrücken erfasst und die Abbuchung erfolgt automatisch.
2. Abonnement mit Kennzeichen
Es ist auch möglich, sich vorab auf der Website des Autobahnbetreibers zu registrieren: ALIAE für die Autobahn A79 und Sanef für die anderen genannten Strecken. Dort müssen Kennzeichen und Bankdaten angegeben werden. Anschließend werden die Zahlungen jedes Mal, wenn Sie die Fahrt durchführen, automatisch abgezogen.
3. Zahlung auf der Website
Eine weitere Möglichkeit ist die Zahlung über die Website des Autobahnbetreibers ohne automatische Abbuchung: ALIAE für die Autobahn A79 und Sanef für die anderen genannten Strecken.
4. Zahlung am Automaten
Entlang der A79 und an der Mautstelle Boulay wurden mehrere Automaten aufgestellt, an denen man die gefahrene oder noch zu fahrende Strecke bezahlen kann. Eine Zahlung per Bargeld oder Karte ist möglich. EC-Karten werden nicht immer akzeptiert.
5. Zahlung über das nirio-Netzwerk
Für die A14 und die A13 gibt es keine Automaten. Allerdings können in diesem Fall die Mautgebühren auch über das nirio-Netzwerk (https://www.nirio.fr/) bezahlt werden. Dazu muss man in eine der dafür zugelassenen Verkaufsstellen gehen, das Kennzeichen nennen und dann bar oder per Kreditkarte zahlen.
Hinweis: Für die Zahlung müssen Sie das Kennzeichen angeben. Sollten in Ihrem Kennzeichen Sonderzeichen wie Ä, Ö und Ü enthalten sein, dann müssen diese als A, O und U angegeben werden. Die kreisförmigen Plaketten, also die Hauptuntersuchung und die Plakette des Landkreises, werden ebenfalls erfasst und müssen als Bindestrich angegeben werden. Zwischen den Ziffern am Ende des Kennzeichens und den Buchstaben davor wird kein Leerzeichen benötigt.
Beispiel: XY-XY123
Die Fahrt wurde nicht (rechtzeitig) bezahlt – und jetzt?
Die Zahlung muss innerhalb von 72 Stunden nach der Fahrt erfolgen.
Nach diesen drei Tagen wird eine Zahlungsaufforderung versendet und eine Strafgebühr von 10 € berechnet. Wird die Rechnung nach dieser Aufforderung nicht innerhalb von 15 Tagen beglichen, steigt die Strafgebühr auf 90 €.
Ist die Mautgebühr nach zwei Monaten immer noch nicht gezahlt worden, kommt zur eigentlichen Mautgebühr noch ein Betrag von 375 € hinzu.
Achtung: Für jede Nutzung einer Mautstrecke wird eine Zahlung fällig. Bei einer Hin- und Rückfahrt handelt es sich also um zwei Zahlungsbescheide. Bei Nichtzahlung wird für jeden Bescheid eine Strafgebühr erhoben.
Gut zu wissen: Um informiert zu werden, wenn Sie durch ein Portal gefahren sind, können Sie vorab Ihre E-Mail-Adresse, Ihre Handynummer und Ihr Kennzeichen online registrieren. Sie erhalten dann bei jeder Erfassung Ihres Fahrzeugs eine Nachricht. Allerdings müssen Sie sich bei jedem der beiden Autobahnbetreiber gesondert registrieren: Sanef für die Mautstelle Boulay auf der A4, für die A14 sowie demnächst die A13 und ALIAE für die Autobahn A79.