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Will Deutschland Gummistiefel oder einen Versicherungsschutz?

Das Hochwasser ist da und schon geht der immer gleiche Reigen wieder los: Politikerinnen und Politiker ziehen ihre Gummistiefel an, reisen in die Hochwassergebiete und versprechen den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, dass der deutsche Staat sie nicht im Stich lassen wird.Das obligatorische Gummistiefel-Foto für die Presse gibt es auch in Frankreich. Allerdings ist die Ausgangslage eine ganz andere. Fast jeder Haushalt im Nachbarland verfügt über eine Elementarschadenversicherung. In Deutschland ist nur etwa die Hälfte versichert.

Solidarität kommt erst im Nachhinein

In diesen „Gummistiefelmomenten“ wird viel von Solidarität geredet. Doch könnte man den Teufelskreis der Naturkatastrophen und der staatlichen Hilfen mit Steuergeldern nicht durchbrechen, wenn diese Solidarität schon früher zum Einsatz käme? Und zwar bereits beim Versicherungsschutz gegen Elementarschäden. Genau das macht Frankreich. In jeder Hausrat- und Gebäudeversicherung ist automatisch eine Elementarschadenversicherung enthalten. Das kostet pro Haushalt nicht mehr als durchschnittlich 26 € im Jahr. Eigentümerinnen und Eigentümern steht es jedoch frei, die eigene Immobilie zu versichern oder eben nicht.

Ungleiche Voraussetzungen

In Deutschland gibt es keine direkte oder indirekte Versicherungspflicht. Ob man überhaupt ein Versicherungsunternehmen findet, das eine Police anbietet, und wie hoch die Prämien ausfallen, hängt davon ab, wo man wohnt. Das Haus steht in der Rheinebene? Da gibt es regelmäßig Erdbeben und Hochwasser? Pech gehabt. Die Versicherungsprämie fällt dementsprechend so hoch aus, dass man sich die Sache lieber zweimal überlegt und sich vielleicht zunächst damit begnügt, keine Wertgegenstände im Keller zu lagern.

Zuversichtlich in die Zukunft

Der Klimawandel kennt keine Staatsgrenzen. Nicht nur Deutschland, auch Frankreich kämpft immer häufiger mit Hochwasser und Überschwemmungen. Wenn die deutsche Politik nicht bald handelt, könnten sich die beiden Nachbarländer vielleicht in zwei sehr unterschiedliche Richtungen entwickeln. Auf der einen Seite funktioniert seit Jahrzehnten ein solidarisches System. Die Beiträge werden zwar nächstes Jahr von den durchschnittlich 26 auf 42 Euro im Jahr steigen, aber niemand wird ausgeschlossen und alle zahlen ein. Dank einem starken Rückersicherer sind auch die Versicherungsunternehmen mit an Bord. Dem gegenüber steht Deutschland mit seinen ZÜRS-Zonen. In manche Gebiete traut sich gar kein Versicherer mehr. Woanders sind die Prämien unbezahlbar. Und am Ende gibt es sowieso wieder Gummistiefel und Steuergelder.

Pressekontakt

Tina Hinault
E-Mail: hinault@cec-zev.eu