Energiesparen à la française: Frankreich belohnt Energiesparfüchse

Beim Kochen einen Deckel auf den Topf legen, Räume nur auf 19 Grad heizen, Geräte mit Standby vollständig ausschalten: Diese Tipps zum Energiesparen werden sowohl in Frankreich als auch in Deutschland mantraartig verbreitet. Doch wer legt wo den Fokus und können wir uns etwas vom Nachbarland abschauen? Das ZEV hat die offiziellen Empfehlungen der beiden Regierungen unter die Lupe genommen. In Paris möchte man schnelle Ergebnisse, während Berlin auf mittel- und langfristige Ziele setzt.

Strom-Wetterbericht und Sparbonus

Am 6. Oktober wurde in Frankreich ein weitreichender Plan zum Energiesparen (plan de sobriété énergétique) veröffentlicht. Seither hört und liest man überall den einprägsamen Slogan je baisse, j’éteins, je décale (ich drehe runter, ich schalte aus, ich verschiebe). Auch der neue „Wetterbericht für das Stromnetz“ wurde veröffentlicht. Auf der Internetseite monecowatt.fr kann man in Echtzeit und mit Vorschau für die nächsten Tage verfolgen, ob und wo das französische Stromnetz stark beansprucht wird oder vielleicht sogar an seine Grenzen kommt.

Damit Energiespartipps für Verbraucherinnen und Verbraucher noch interessanter werden, hat Frankreich einen Sparbonus (bonus sobriété) eingeführt. Besonders fleißige Sparfüchse sollen von ihrem Strom- bzw. Gasanbieter einen zusätzlichen Betrag von der Rechnung abgezogen bekommen.

In Neues investieren, um zu sparen?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gibt auf der eigens zu diesem Zweck eingerichteten Internetseite energiewechsel.de zahlreiche Tipps zum Energiesparen. Dort findet man die häufig gehörten Alltagstipps zum richtigen Lüften sowie der Nutzung der Restwärme beim Kochen. Überzeugend wirken auch die Prozentangaben zu den dadurch zu erzielenden Energieersparnissen.

Als roter Faden ist zwischen all diesen Spartipps jedoch herauszulesen, dass man erst einmal Geld ausgeben muss, um mittel- oder langfristig Energie sparen zu können: lieber eine neue effiziente Waschmaschine als ein altes Modell behalten, in neue Heizungsthermostate und Duschköpfe investieren, Beleuchtung auf LEDs umstellen, sowie einen Laptop statt einen PC kaufen. Bis diese Energieersparnisse ihre Wirkung zeigen, kann man es vielleicht wie Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, halten und häufiger zum Waschlappen greifen statt unter die Dusche zu springen.

Gleiche Ziele mit Feinheiten in der Kommunikation

Die großen Linien der Energiesparpolitik in Frankreich und Deutschland unterscheiden sich kaum. Es werden Ratschläge sowie finanzielle Unterstützung angeboten, um in kürzester Zeit möglichst viel Energie einzusparen. Vor allem die energetische Sanierung der Wohngebäude soll in beiden Ländern beschleunigt werden.

Trotz identischer Alltagstipps zum Energiesparen scheint die deutsche Kommunikationskampagne mehr an die Vernunft zu appellieren, während man in Frankreich eher versucht, die Verbraucherinnen und Verbraucher für das Energiesparen zu begeistern. Doch egal ob aus Vernunft oder wegen der Aussicht auf Belohnung, am Ende werden sowohl die Deutschen als auch die Franzosen die Heizung herunterdrehen und einen dicken Pulli anziehen müssen, denn… winter is coming!